Pecunia necesse est! Ist Geld für Geschichtsfreunde kein Thema mehr?
Der Historische Verein für Mittelbaden hat seinen 544 Seiten schweren Jahresband 2023 „Die Ortenau“ ausgeliefert. Schwerpunktthema der aktuellen Jahresschrift unseres Dachverbandes ist das GELD – mit nur zwei Beiträgen:
- Ekkehard Klem enthüllt die Geheimnisse des „Oberschopfheimer Münzschatzes“
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Karl-Peter Jungius schreibt über die „Gedenkmünze Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden von 1955“
Ist Geld für Geschichtsfreunde kein Thema mehr? Geld muss man haben, meinten schon die alten Römer, pecunia necesse est! Sie haben kaum Literatur über Geld hinterlassen.
Verstehen wir das Thema Geld nicht nur finanzwirtschaftlich, sondern auch sozialpolitisch, findet der Leser in der neuen „Ortenau“ viele einschlägige spannende Beiträge, wir stellen Ihnen am Ende des Artikels eine Auswahl vor.
Im Ganzen enthält der Band 23 Aufsätze sowie Rezensionen und Vereinsnachrichten, darunter den Jahresbericht des Historischen Vereins Kehl.
Ab dem 12. September ’23 erhältlich!
Vereinsmitglieder erhalten den Jahresband vom 12. September an in der Bücherkiste, Kinzigstraße 9, zu den üblichen Öffnungszeiten (dienstags und mittwochs von 15 bis 18 Uhr, samstags von 10 bis 18 Uhr) und bei der Touristen-Information am Marktplatz.
Einblick in die Ortenau 2023 :
- In Michael Rudloffs Aufsatz „Familie Dahlmann aus Honau – ein Leben am Rande der dörflichen Gemeinschaft“ lernt der Leser eine Familie kennen, die um 1800 in sehr bescheidenen Verhältnissen lebt. Der Familienvater Stephan Dahlmann stammt aus dem Elsass, ist Spengler und übt seinen Beruf im Umherziehen aus, wie es im Amtsdeutsch heißt. Im Kirchenbuch steht deshalb: „Vagabunden, die keine bestimmte Wohnung haben“. Allein in Honau bekommt Dahlmann nicht genug Aufträge, um von den Einnahmen seine mehr als dutzend Kinder ernähren zu können. Die genaue Anzahl lässt sich nicht feststellen.
- Über „Polnische ,Betteljuden´ in Baden – eine Spurensuche“ schreibt Heiko Haumann. Sie werden um 1770 in Muggensturm verfolgt. In Polen soll die Pest ausgebrochen sein, und die Bevölkerung befürchtet eine Ausbreitung der Seuche. Welchen Auffassungen und Vorurteilen Juden damals begegneten, schildert der Autor sehr anschaulich. Er geht auf die Aufklärung ein, die die Einstellung zur Religion und zu Religionsgemeinschaften allmählich versachlichte. Auch das macht den Bericht lesenswert.
In weiteren Beiträgen wird von Notlagen der gesamten Bevölkerung oder einzelner Gruppen berichtet, ausgelöst durch Krieg, Besatzung oder Inflation. Zu diesem Themenkreis gehören die folgenden Aufsätze:
- Heinz G. Huber, Italienische Arbeitsmigration vor 1914 mit Bezug auf die Ortenau;
- Wolfgang M. Gall, Französische Besetzung und Hyperinflation: Ortenberg im Krisenjahr 1923;
- Hans L. Haffner, Der „Marsch nach Durbach“ am 23. Oktober 1923.