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Geschichte sichtbar machen

Wie Amateurfilme und Foto-Collagen helfen Geschichte zu verstehen. Am Do., 9. Februar 2023 lud der historische Verein zum kurzzweiligen Vortragsabend mit Marion Brun, Documentaliste audiovisuelle bei MIRA, und Uli Hillenbrand, Lehrer am Einstein-Gymnasium.

MIRA – Mémoire des Images Réanimées d’Alsace

MIRA ist 2006 gegründet worden, um zu verhindern, dass ein bedeutender Teil des audiovisuellen Erbes aus dem kollektiven Gedächtnis verschwindet. Private Familienfilme, sowie Filme von Vereinen, Institutionen oder Unternehmen geben einen einzigartigen und intimen Einblick ins Zeitgeschehen und können die offizielle Darstellung ergänzen und nuancieren.

MIRA sammelt diese Amateurfilme, ermittelt ihren Entstehungskontext, bereitet sie auf, um sie dann wieder in die Gesellschaft zurück zu spielen: die mittlerweile über 5000 Filme werden Interessierten auf der Homepage des Vereins miralsace.eu kostenlos zur Verfügung gestellt und durch Projekte und themenbezogene Vorführungen verschiedenen Gesellschaftsgruppen vermittelt.

In Zusammenarbeit mit der Universität Straßburg und der Hochschule Offenburg hat MIRA 2019 die Internetplattform Kinemathek Oberrhein eröffnet.

Sie enthält Filme aus Frankreich, Deutschland und der Schweiz mit dreisprachigen Erläuterungen:

Hier geht es zur Kinemathek: Rhinedit

Unter anderen anschaulichen Filmbeispielen aus dem MIRA-Archiv, zeigte Marion Brun aus dem Jahr 1968 einen Film über eine Demonstration mit Daniel Cohn-Bendit auf der Europabrücke. Der Film weckte die Erinnerungen eines Mitglieds des Historischen Vereins zum Leben: Er hatte als Demonstrant auf der Europabrücke einem Bundesgrenzschützer gegenübergestanden, der später ebenfalls Vereinsmitglied war.

Geschichte im Bild

Lebendige Geschichte erlebten die Teilnehmer auch im Vortrag von Uli Hillenbrand. Er schilderte mit digitalen Ansichtskarten seine ersten Begegnungen mit einem Vorläufer von „Geschichte im Bild”, dem Blog dearphotograph.com, der alte Familienfotos in die Gegenwart projiziert. „Geschichte im Bild” verbindet dagegen Bilder historischen Geschehens mit seiner Umgebung so, wie sie sich heute darstellt.

Auf diese Weise lässt sich etwa die Berliner Mauer im Berlin von heute darstellen – oder eine Häuserzeile im Weinbrenner-Stil neben moderner Kehler Architektur. Teilnehmer fühlten sich an die Petition von 2021 im Streit um das „gelbe Haus” gegenüber dem Kehler Rathaus erinnert.

Uli Hillenbrand zeigte auch Arbeiten der History-Bloggerin Susanne Klemm. Sie publiziert auf Instagram unter @geschichteimbild historische Aufnahmen vor der gegenwärtigen Kulisse und verdeutlicht unter anderem wie sich die Architektur in Karlsruhe im Laufe der Zeit gewandelt hat.

Der Historische Verein wird sich in weiteren Veranstaltungen mit neuen Methoden der Geschichtsforschung und -darstellung beschäftigen.